Über
die Bedeutung von Umwelt und Natur für die extreme Rechte
Der
Natur- und Umweltschutz wird in der Öffentlichkeit zumeist als eine junge
Bewegung wahrgenommen und zudem mit alternativen Lebensstilen, liberalen Werten
und linkspolitischen Strömungen verknüpft.
Die
mehr als 100-jährige Geschichte des deutschen Naturschutzes, die immer wieder
auch Verknüpfungen und Überschneidungen mit nationalistischen und völkischen
Ideologien aufweist, ist kaum jemandem präsent. Angefangen mit der sogenannten
„Heimatschutzbewegung“ Ende des 19. Jahrhunderts über die naturnahe
Lebensreformbewegung bis in den Nationalsozialismus waren Ideen vom Schutz der
Natur und Umwelt eng mit dem Schutz des „deutschen Volkes“ verbunden.
„It’s the economy, stupid“ wusste schon Bill
Clinton[1]
während seiner Präsidentschaftskampagne gegen George Bush Senior 1992. Wenn wir
als Verband also über Ökologie und die drohende Klimakatastrophe diskutieren,
lohnt sich ein Blick auf die Art und Weise, wie Menschen derzeit wirtschaften,
also auf den Kapitalismus.
Der Raubbau[2]
an der Natur und die schonungslose, wenig bis gar nicht nachhaltige Nutzung
natürlicher Ressourcen, erklärt sich daher, dass die Natur – neben der
menschlichen Arbeitskraft – die Quelle allen Reichtums ist.[3]
Diese beiden Ressourcen kann das Kapital ausbeuten, um sich zu vermehren. Nun
ist es so, dass Kapital – vermittelt durch Geld – welches sich durch den
Einsatz von Maschinen, menschlicher Arbeitskraft und natürlicher Ressourcen
vermehrt hat (G – W – G‘)[4]
nicht einfach nur vermehrtes Kapital bleibt: Auch dieses Kapital muss aus
seiner eigenen Logik heraus wieder eingesetzt werden, um mit Hilfe menschlicher
Arbeitskraft, Maschinen und noch mehr natürlicher Ressourcen wieder vermehrt zu
werden. Je mehr Druck das Kapital hat, sich zu vermehren, desto mehr natürliche
Ressourcen werden also ausgebeutet. So sind zum Beispiel moderne PKW nicht
darauf ausgelegt, dass man sie möglichst lange Zeit nutzen kann, sondern auf
Verschleiß. Denn so können mehr Autos auf dem Markt abgesetzt werden und
Kapital vermehrt werden. Bei der Produktion eines VW Golf entstehen
beispielsweise ungefähr 4,5 Tonnen CO2-Emissionen (Emissionen pro Kopf in
Deutschland ca. 8,9 Tonnen) – man kann sich also vorstellen, wie
klimaschädliche eine solche Produktionsweise ist. Der beschriebene Kreislauf
ist im Kapitalismus nicht zu durchbrechen.
In Bezug auf die Soziale Frage wird Marx auch heute noch
Aktualität beigemessen. So heißt es oft, er habe eindrücklich auf die sozialen
Verwerfungen des Kapitalismus hingewiesen und gezeigt, wie die Menschen zu
seiner Zeit – insbesondere in England – unter einem ungezügelten Kapitalismus
litten. Davon allerdings abgesehen, so die verbreitete Meinung, habe Marx zur
größten und bedrohlichsten Krise der modernen Gesellschaft nichts beigetragen:
der zunehmenden Naturzerstörung. Mit der immer fortschreitenden Industrialisierung
wird schließlich die natürliche Grundlage der modernen Gesellschaft zunehmend
untergraben. Der Raubbau an der Natur nimmt Ausmaße an, die mit dem
fortschreitenden Klimawandel die menschliche Existenz bedrohen.
Im
Folgenden findet ihr einen Redebeitrag, den der Arbeitskreis Ökologie der
Falken Jena am 15. März 2019 bei einer Fridays for Future-Demo gehalten hat.
Liebe Schülerinnen und
Schüler, liebe Mitstreikende,
wir sind die Falken Jena.
Wir freuen uns, wie viele Leute zusammengekommen sind, um gegen die
fortschreitende Zerstörung der Natur ihre Stimme zu erheben. Wir sind
beeindruckt, liebe Organisator*innen, was Schüler*innen hier in Jena, in Deutschland
und international auf die Beine gestellt haben. Wir wollen den Alltagstrott
zwischen Schule, Ausbildungsstätte und Universität nicht länger mitmachen,
während ein Großteil der Gesellschaft dringende globale Probleme systematisch
ignoriert. Mit diesem Streik unterbrechen wir symbolisch den Status quo, um
darauf aufmerksam zu machen, dass es so wie bisher nicht weitergehen soll.
im August 2018 fing eine schwedische Schülerin an, jeden Freitag zu streiken. Greta Thunberg hat damit begonnen, weil sie das (Nicht-)Handeln der verantwortlichen Politiker*innen nicht hinnehmen wollte. Aus der Aktion einer Einzelnen entwickelte sich eine der aktivsten Bewegungen junger Menschen, die nun schon mehr als ein halbes Jahr unter dem Motto “Fridays for Future” auf die Straße geht.
Das ist der Hintergrund, vor dem diese Ausgabe
steht. In verschiedenen Artikeln beschäftigen wir uns damit, was Marx zur Natur
schrieb, wie wir als sozialistischer Jugendverband mit dem Thema Ökologie und
Fridays for Future umgehen können und welcher Hass Greta Thunberg
entgegenschlägt. Gleichzeitig setzen wir uns auch kritisch mit Forderungen aus
der bürgerlichen Ökologiebewegung auseinander und stellen dar, was aus unserer
Sicht richtige Konsequenzen wären.
Wir wünschen euch wie immer viel Spaß beim
Lesen,
eure Redaktion
Hier gibts die Artikel der Ausgabe zum online lesen! Hier gibts die gesamte Ausgabe als PDF!