In eigener Sache: Ein neues Konzept für die AJ – Austauschende Jugend

Seit inzwischen fast einem Jahr diskutieren wir in der Redaktion immer wieder, was wir mit der AJ eigentlich wollen und wie sie ausgerichtet sein soll. Auf unserer letzten Redaktionskonferenz haben diese Diskussionen nun einen vorläufigen Abschluss gefunden, deren Ergebnisse wir euch kurz vorstellen wollen. 

Bisher lief die Arbeit der Redaktion kurz zusammengefasst so ab: Wir überlegen uns ein Schwerpunkt-Thema und bitten euch über die Zeitung selbst, per Facebook und über persönliche Kontakte um eure Artikel. Was dann so eintrudelt, wird von uns Korrektur gelesen, von den Autor*innen überarbeitet und dann abgedruckt. 

Daran sehen wir mehrere Probleme: 

1. Von den Aufrufen fühlen sich vor allem die Leute angesprochen, die ohnehin gerne Artikel schreiben. 

2. Wir sprechen vor allem die Personen an, die wir kennen oder die schon etwas für die AJ geschrieben haben. 

3. Es schreiben häufig Leute, die anderen gerne etwas erklären. 

Davon wollen wir wegkommen. Wir wollen die AJ von einer linken Zeitung von den Falken zur einer Falken-Zeitung machen. Das heißt, wir wollen in Zukunft weniger Artikel, die ein Thema behandeln, bloß weil es abstrakt wichtig ist. Artikel, die wir nicht so gut gelungen finden, wollen wir in Zusammenarbeit mit den Autor*innen in Zukunft stärker überarbeiten, im schlimmsten Fall aber auch einfach nicht mehr abdrucken. Wir wollen weniger Theorieartikel, aus denen nichts oder nicht viel für uns folgt; außer es ist ausnahmsweise wirklich sinnvoll, weil schwierige Fragen zu klären oder zu erläutern sind (wie z. B. beim Thema „Marx und Ökologie“ in der Ausgabe 2/2019). Und zu guter Letzt: Wir wollen keine Artikel, die sich als „Korrektiv“ verstehen und Appelle oder theoretische Positionen an andere richten, die man für weniger radikal oder belesen hält als sich selbst.

Viel stärker als bisher soll dafür die Praxis der Gliederungen in der Zeitung abgebildet, reflektiert und diskutiert werden. Die AJ soll beim Lesen Lust machen, selbst aktiv zu werden – selbstverständlich ohne dabei zum Jubelorgan zu werden. Die AJ soll die Zeitung sein, in der sich junge Sozialist*innen über ihre Arbeit austauschen. Dazu haben wir uns überlegt, dass ein Großteil der AJ aus zwei Kategorien von Artikeln bestehen soll:

Kategorie „Gelungene Praxis“ (Arbeitstitel)

Diese Artikel sollen dazu führen, dass gute Ideen in andere Gliederungen gelangen und schlechte Ideen und Fehlschläge sich weniger häufig wiederholen. Die AJ sollte Praxiserfahrungen vermitteln, am besten so, als wäre man selbst bei der Organisation und Durchführung dabei gewesen. Die wichtigsten Leitfragen für diese Artikel wären:

·       Was hat man gemacht?

·       Was stört einen in dieser Gesellschaft und warum und wie trägt die Aktion oder Tätigkeit dazu bei, dass sich daran etwas ändert?

·       Wie viel Aufwand war es und was hat es gebracht?

·       Was hat Spaß gemacht?

·       Welche Fehler hat man dabei gemacht? Wie wären die zu vermeiden gewesen?

·       Was sind die Grenzen der Aktion? Was kann sie bewirken, was nicht?

·       Welche Fähigkeiten wurden dafür gebraucht und lernt man diese bei den Falken?

Kategorie „Ärgernis“ (Arbeitstitel)

Die zweite Kategorie bietet Raum für die Reflexion von Problemen in der Gruppe und im Verband sowie dem eigenen Umgang mit ihnen. Welche Probleme hat man in der gemeinsamen Arbeit miteinander? Welche Hindernisse stellen sich einem von außen in den Weg (Ämter und Behörden, andere Gruppen, nervige Typen usw.)? Hier wären unsere Leitfragen:

·       Was ist das Problem und woher kommt es?

·       Wie ist man es angegangen und warum?

·       Was war das Ergebnis des Ansatzes?

·       Würde man es nochmal genauso machen oder lieber etwas anderes ausprobieren?

·       Was sind die Grenzen der gewählten Art des Umgangs? Was kann sie bewirken, was nicht?

·       Welche Fähigkeiten wurden dafür gebraucht und lernt man diese bei den Falken?

Das ist aus unserer Sicht keine Absage an Theorie. Denn jede solche Reflexion strotzt nur so davon. Was einen stört und warum, kann nur sagen, wer ein Bild von dieser Gesellschaft hat und ihr kritisch gegenübersteht. Und warum aus dieser Unzufriedenheit gerade diese oder jene Praxis folgt und keine andere, setzt eine Menge theoretisches Wissen über diese Gesellschaft voraus. Genauso gewinnen die Theoriediskussionen an Sinn, wenn sie anhand der Frage geführt werden, was daraus für die Praxis folgt. 

Klar ist aber auch, dass eine selbstorganisierte Falken-Zeitung nicht besser, spannender und interessanter sein kann als die Falken selbst. Damit das neue Konzept funktionieren kann, sind wir als Redaktion darauf angewiesen, dass ihr in euren Gliederungen spannende Sachen macht und (gerne gemeinsam mit uns) davon berichtet und eure Aktionen, Erfolge und Rückschläge reflektiert. Wir werden uns in Zukunft mehr Mühe geben, Gliederungen und Personen anzusprechen, die bisher in der AJ noch nicht so viel oder gar nicht vorkommen, aber wir können es auch niemandem abnehmen, sich einzubringen und die AJ mitzugestalten.

Die Redaktion