Ein Blick hinter die Kulissen von WeWe

Jan: Hallo Charlotte und Hannah aus WeWe. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt, ein kurzes Interview für die Konferenzausgabe der AJ zu geben. Für mich aus der kleinen Gliederung Thüringen ist es immer schwer, mir vorzustellen, wie es bei euch ist. Ihr seid ja sehr viele Delegierte mit einem verhältnismäßig ja eher kleinen Redeanteil, während es bei uns genau anders herum ist.

Charlotte: Wir arbeiten seit den letzten BAs und Konferenzen immer daran, mehr zu sagen und finden auch, dass diesmal schon deutlich mehr gesagt haben als und sonst und hoffen, dass ihr das auch so seht. Wir sind eine sehr große Gruppe und die Absprachen sind durch das Online-Format sehr schwierig. Außerdem haben wir sehr viele Erstdelegierte dabei, von denen sich viele nicht trauen, etwas zu sagen. Das ist ja auch normal und wir kennen es alle, Erstdelegierte gewesen zu sein. Deswegen schauen wir, dass die Punkte von ihnen dann eventuell von jemandem anders gesagt werden. Generell bereiten wir einige Beiträge vor, damit nicht ständig Dinge wiederholt werden und insbesondere beim Leitantrag haben wir teilweise auch einfach ähnliche Meinungen wie der Bundesvorstand. 

Hannah: Bei den Punkten, bei denen wir anderer Meinung waren oder die wir abgelehnt haben, haben wir auch etwas gesagt und begründet, warum wir etwas nicht gut finden. Wir geben uns viel Mühe und haben eine krasse Veränderung zu der Konferenz von vor zwei Jahren hingelegt. Es haben vier / fünf Erstdelegierte von uns was gesagt und wir sind auch stolz darauf, dass wir das jetzt besser hinkriegen. In deiner Frage klang es so, als würden wir gar nichts sagen. Das sehen wir eigentlich gar nicht so. Hättet ihr das letzte Konferenz gemacht: auf jeden Fall, aber jetzt sehen wir das gar nicht so.

Jan: Ich wollte gar nicht sagen, dass ihr zu wenig gesagt habt und euch gar nicht kritisieren. Mich hat nur interessiert, wie es bei euch hinter den Kulissen aussieht, wie die Konferenz sich für euch darstellt und vor welchen Herausforderungen ihr als große Gliederung dabei steht. Sorry für die missverständliche Formulierung.

Hannah: Ich habe es tatsächlich erst als Kritik verstanden und weniger als ehrliches Interesse. Ich muss sagen, der telegram-Chat boomt, man muss sich absprechen und versuchen zu folgen. Jemand möchte was sagen, will aber vorher das „Go“ haben: „Ist das okay, kann ich das so sagen? Soll ich das vielleicht lieber nicht machen? Ich fühl mich da noch nicht so sicher.“ Durch die Distanz jetzt ist es noch schwieriger, aber auch vorher war es schwer. Da saß man in zwei Reihen mit vielen Menschen, da konnte man auch nicht mal eben so alles klären. Es ist einfach grundsätzlich schwierig, wenn man eventuell bis zu dreißig verschiedene Meinungen hat, irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.

Jan: Wie wichtig ist es euch, geschlossen abzustimmen?

Hannah: Wir versuchen nicht, alle die gleiche Meinung zu bekommen, das kann man ja auch gar nicht. Wir wollen aber zumindest alle Meinungen wahrnehmen. Anders als es früher vielleicht einmal war, haben wir auf jeden Fall nicht das Ziel, geschlossen abzustimmen. Wir wollen bei den Vorbesprechungen schauen, wie das Stimmungsbild so ist und wenn es andere Meinungen gibt, dann werden die auch geäußert und sind auch in Ordnung. Aber wir wollen halt drüber reden und vielleicht teilen wir die ja auch. Aber jede*r soll abstimmen, wie er oder sie das sieht bzw. wie die Untergliederung das sieht. Wir sind ja sehr viele Unterbezirke und klar sind wir für den Bezirk hier, aber man kann auch individuelle Meinungen haben.

Charlotte: Schon bei den Vorbesprechungen ist es schwierig, dass alle kommen können. Und daraus folgt auch, dass ein Konsens bei den Vorbesprechungen nicht unbedingt auch bei der Konferenz noch gilt. Bei so einer großen Menge an Delegierten ist es einfach schwierig auf einen Nenner zu kommen und deswegen müssen wir auch nicht geschlossen abstimmen.

Jan: Vielen Dank!